Donnerstag, 9. April 2015
Und jeden Tag schaue ich in die Gesichter dieser Welt
Und unsere Welt hat so verdammt viele Gesichter! Morgens sitze ich in der Straßenbahn und fahre zur Arbeit. Ich sehe sie mir an: Die Gesichter. Die Gesichter, die eben auch ihr Leben leben und ein jeder trägt seine ganz eigene Geschichte bei sich. Vielleicht sitze ich heute neben einem Menschen, der schon mal einen anderen Menschen getötet hat. Vielleicht saß ich gestern neben einer Frau, die seit Jahrzehnten Zuhause verprügelt wird, aber sich nicht traut, zu schreien! Namenlose Gesichter, die uns begegnen auf unserer Fahrt durch das Leben. Und sie alle schreiben ihre eigene Lebensgeschichte mit Höhen und Tiefen. Als "Ellbogen-Gesellschaft" werden wir in Deutschland oft bezeichnet. Jeder lebt sein Leben und der Andere ist erst einmal nicht so wichtig. Aber vielleicht habe ich heute schon Worte mit einer mir fremden Person gewechselt, die Bruce Willis persönlich kennt oder die ein Geheimnis in sich trägt...wehe dem, es käme raus!?
Ich habe nicht mehr Leid zu ertragen als irgendein Anderer. Ich habe nicht mehr Mitleid verdient als mein Sitznachbar im Bus. Ich bin nur einer von Millionen. Nur ein einziger Mensch. Ich lebe dieses Leben und begegne jeden Tag anderen Menschen mit anderen Leben. Wir haben uns Grenzen gesetzt. Irgendwann hat jemand gesagt, hier fängt Deutschland an und dort hört Deutschland auf. Überall haben wir Grenzen gesetzt und Regeln aufgestellt. Damit das Zusammenleben funktionieren kann. Es werden Gesetze zur Ein- und Auswanderung diskutiert. Einzelne Menschen überlegen sich, ob eine ganze Masse von Menschen irgendwo ihr Leben leben darf oder ob man es ihr lieber verbieten sollte. Menschen werden gehasst, weil sie nicht innerhalb bestimmter Staatsgrenzen aufgewachsen sind, die irgendwann von irgendwem als solche festgelegt wurden.
Wir alle sind eigentlich doch eine Welt. Aber wirklich Gedanken machen tun wir uns um vielleicht dreißig Personen aus unserem direkten Umfeld. Wenn wir davon ausgehen, dass ich mir um dreißig Menschen wirklich Gedanken mache und mir der Rest...nein, nicht egal, aber doch schon deutlich weniger wichtig ist, wie kann ich dann erwarten, dass eine einzelne Person in der Lage ist, über das Wohl von ganz Vielen zu entscheiden? Mein Gott, was sind wir viele Menschen! Namenlos. Zahllos. Oft orientierungslos. Wenn zwei von all diesen Menschen sich kennenlernen. Sich richtig mögen mit der Zeit. Und irgendwann so einander vertraut sind, dass sie nicht mehr alleine, sondern gemeinsam den Lebensweg bestreiten, dann ist das Liebe und verdammt nochmal so wichtig für unsere Welt!
Und so schaue ich jeden Tag in die Gesichter dieser Welt. Und bin einfach nur froh, ein Teil von ihr zu sein.

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