Montag, 7. November 2016
Was ist eigentlich stärker - die Liebe oder der Tod?
Die Liebe und der Tod - beides kann dich wochen-, monatelang beschäftigen, sogar richtig außer Gefecht setzen. Beides kann dich und dein Leben bestimmen, deine Laune, deine Einstellung, sogar für dein restliches Leben.

Die Liebe ist eine riesige Macht. Wenn du einen Menschen in dein Herz schließt, wenn es nichts Wichtigeres gibt als diesen Menschen, wenn dieser Mensch deine Liebe erwidert und ihr gemeinsam auf die Reise geht, nichts mitnehmt, weil ihr für diese Reise nichts braucht außer euch selbst.

Der Tod kommt nicht immer, aber viel zu oft völlig aus dem Nichts und er reißt dir einen Teil aus deiner Seele. Er hat keine Gefühle, keine Gnade. Der Tod ist konsequent und vergisst keinen von uns. Er allein entscheidet über den Zeitpunkt und das Ende unseres Lebens hier auf dieser Erde.

Und wenn wir jetzt diese beiden großen Mächte aufeinander loslassen? Wer geht in einem solchen Kampf als Sieger hervor? Meine persönlichen Erfahrungen mit der Liebe und dem Tod lassen kein anderes Ergebnis zu als dieses: Der Tod gewinnt über die Liebe. Aber warum?
Weil die Liebe nicht erst am Tod, sondern sogar schon viel früher scheitert. Manchmal scheitert die Liebe schon daran, dass es nicht mehr passt. Das eine Leben und das vom Anderen passen nicht mehr zusammen und die Liebe verliert. Die Liebe ist immer an Bedingungen geknüpft. "Ich liebe dich, solange du derselbe bleibst." "Ich liebe dich, solange du mir treu bist." "Ich liebe dich, solange ich nicht darüber nachdenke, ob es auch anders sein könnte." Warum schaffen wir Menschen es nicht, einen verdammten Punkt hinter "Ich liebe dich" zu machen? Ein Punkt, der Einschränkungen nicht zulässt. Ein Punkt, der signalisiert, dass der Gedanke zu Ende gedacht ist.
Enttäuschung, Misstrauen, Gewalt, Krankheit - es gibt so viele Gegner, die es mit der Liebe problemlos aufnehmen können. Manchmal reicht sogar schon ein Gedanke. Ein Gedanke über Gedanken wie: "Ich habe über uns nachgedacht..."

Da ist der Tod schon konsequenter. Er holt sich jeden von uns und das seit tausenden von Jahren und lässt uns zurück mit der Unwissenheit, was auf ihn folgt. Vielleicht auch einfach gar nichts, im besten Fall irgendwas mit Liebe. Der Tod ist kreativ. Wenn wir mit einer Krankheit nicht einverstanden sind und wir sie besiegen können, lässt er sich einfach was anderes einfallen. Aber die Liebe ist unsere einzige Waffe gegenüber dem Tod! Wenn wir einen Menschen einfach für immer lieben, auch wenn dieser Mensch nicht mehr bei uns ist. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass unser Leben gerade dadurch diese Bedeutung hat, weil es eines Tages endet.

Das einzige, das nicht an Bedeutung verliert, wenn es nicht auch irgendwann endet, ist die Liebe!

Inzwischen habe ich 29 Jahre meines Lebens verbracht und festgestellt, dass die Liebe gar nicht so toll ist, wie ich früher immer dachte und dass der Tod gar nicht so schlimm ist, wie ich früher immer dachte. Aber ist das wirklich die Erkenntnis, die ich mir gewünscht hab? Vielleicht schon, aber lasst es mich ausführen: Die Liebe hat Schwächen und ist im seltensten Fall bedingungslos. Deshalb sollten wir entsprechend behutsam mit ihr umgehen und die Liebe nicht immer gleich aufgeben und wir sollten bewusst lieben und es dem Anderen auch zeigen und es ihm auch mal sagen, dass wir ihn lieben.

Und der Tod? Bei aller Konsequenz, bei aller Gnadenlosigkeit, auch der hat Schwächen! Es gibt Schlimmeres als den Tod. Ich finde Folter zum Beispiel schlimmer. Ich finde auch ein Leben in Schmerz schlimmer, körperlicher oder seelischer...okay, bevor ich gleich missverstanden werde...ich meine richtigen Schmerz! Keine Depression für ein paar Monate oder eine tödliche Krankheit, die nicht doch eines Tages bezwungen werden könnte, sondern ich meine jahrelange Ausweglosigkeit, ein Leben ohne jegliche Hoffnung auf einen Pfeil nach oben. Der Tod hat noch eine andere Schwäche: Gerade weil keiner weiß, was auf ihn folgt, bietet sich hier eine grenzenlose Fantasie für die Optimisten unter uns. Kann doch wirklich sein, dass nach dem Tod die Post erst richtig abgeht und das mit der Liebe viel besser klappt als hier auf dieser Erde. Kann doch wirklich sein, dass das, was nach dem Tod kommt, viel besser ist als das, was wir kennen!?

Angenommen, es folgt tatsächlich irgendwas mit Liebe auf den Tod, dann, aber nur dann hätte die Liebe auch eine Chance. Vielleicht können wir alle etwas dazu beitragen, dass die Liebe hier in diesem Leben schon an Bedeutung gewinnt!?

Lassen wir den Tod nicht einfach gewinnen! Lassen wir zu, dass wir einen Menschen auch einfach mal für immer lieben!

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