Donnerstag, 20. September 2018
Komm in mein Herz
Ich möchte dich behalten!
Du bist eingezogen und hast es dir gemütlich gemacht. Es ist dein Zuhause. Gut, hin und wieder muss geputzt, die Möbel neu geordnet oder sogar renoviert werden. Aber ich bin dein Vermieter und möchte, dass du dich darin wohl fühlst. Die Miete bezahlst du mir in der Währung Zeit. Einige Tage, nachdem du bei mir eingezogen warst, sagte ich zu dir:

"Ich hab dich in mein Herz geschlossen und muss gestehen, dass ich nicht mehr weiß, wo der Schlüssel ist!"

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Wenn etwas nicht mehr passt, wird es ersetzt. Das kann gut sein, fördert die Wirtschaft und so. Außerdem hängen wir dann nicht mehr so an den Dingen, sind flexibel, spontan - wow, das klingt alles so positiv.
Trotzdem möchte ich auch mal etwas behalten dürfen und wenn es kaputt geht, lass ich es reparieren oder ich repariere es selbst. Wenn es fortläuft, suche ich danach und hol es mir zurück. Es gibt Dinge, die es wert sind, dass wir sie behalten, reparieren, zurückholen und was viel wichtiger ist, es gibt Menschen, die es wert sind, dass wir sie behalten, es gibt Beziehungen, die es wert sind, dass wir sie reparieren und es gibt Momente, die es wert sind, dass wir sie zurückholen.

Diese Sicht lässt Trennungen zu, wo sie unvermeidbar sind. Denn auch nach einer Trennung kann ich dich behalten - in guter Erinnerung. Eine beendete Beziehung hinterlässt Schäden, die wir reparieren können und die vergangenen Momente dürfen wir auch mal in die Gegenwart zurückholen, aber bitte nicht zu oft und möglichst mit einem Lächeln auf den Lippen, sonst macht es uns kaputt und wir müssen schon wieder reparieren.

Einer dieser Menschen, die ich behalten habe - nämlich in guter Erinnerung - hat mir mal gesagt:
"Ob du mich in dein Herz schließt ist keine Frage des Platzes. Dein Herz ist riesig, da passt alles rein, was du drin haben möchtest!"

Ein Aufruf zur Polygamie? Nein, nicht wirklich. Vielmehr ein Aufruf zum Ausbau unserer Herzen. Baut an, macht es größer, damit ihr möglicht viel darin einschließen könnt. Malt es von mir aus bunt an oder lasst es leuchten, aber gebt eurem Herzen den Platz, den es haben möchte. Verschenkt es - nein, tut das nicht! Behaltet es lieber und richtet es so ein, dass möglicht viele darin wohnen möchten.

Der Wunsch, etwas oder einen Menschen behalten zu wollen, ist ein sehr schöner Wunsch. Lieber reparieren wir, als dass wir wegwerfen. Lieber behalten wir, als dass wir gehen lassen.

Lasst uns diesen Text als eine Liebeserklärung sehen: Eine Liebeserklärung an deinen Partner, an deine Mutter, an deinen ausländischen Nachbarn, an deinen Sohn, an Gott, eine Liebeserklärung an dein Leben!

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Montag, 20. März 2017
Was ist die Liebe?
Ich weiß es nicht. Absolut nicht.

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Sonntag, 12. März 2017
Mit dem Glück kommt die Angst
Erst hast du Glück. Und dann hast du Angst. Angst davor, das Glück wieder zu verlieren. Völlig bescheuert! Warum kann ich das Glück nicht einfach genießen? Diese Gedanken in meinem Kopf, diese nicht enden wollenden Ängste vor der Zukunft, die den Teufelskreis schließen. Ich habe Angst vor der Zukunft und bin damit auf dem besten Weg, sie zu zerstören. Ich kann doch einfach aufhören, mir Gedanken um Zukünftiges zu machen. Jetzt mal ehrlich. Jetzt sofort.
Aber da ist diese Abteilung in meinem Gehirn: Die Abteilung für Zukunft und Vergangenes. Und diese Abteilung in meinem Gehirn hat nun mal die besten Mitarbeiter. Sie arbeiten ununterbrochen und denen fällt immer etwas ein. Meine Gedanken sind bestimmt von dieser Abteilung. Hier irgendwelche alte Kamellen, dort ein ungelegtes Ei. Warum kann das nicht einfach aufhören!? Ich wünsche mir so sehr, in dem Moment zu leben, der gerade stattfindet. Aber so oft lebe ich einen Moment noch einmal, der schon längst vergangen ist. In meinem Kopf. Oder ich denke nach über irgendwelche Dinge, die vielleicht irgendwann einmal so kommen. Tun sie aber nicht. Jedes Szenario, das wir uns ausmalen, zum Beispiel wie ein Vorstellungsgespräch laufen wird oder eine Klassenarbeit, wird genauso eben nicht eintreffen. Es wird anders kommen. Immer. Mir fallen haufenweise Beispiele ein. Und trotzdem zerbreche ich mir immer wieder den Kopf darüber, ob ich meine Ziele irgendwann auch mal erreiche. Ich versuche mir auszumalen, wie das Haus aussehen wird, in dem ich einmal lebe oder wovon ich lebe, wenn ich alt bin.

Jetzt kann ich etwas ändern.

Ein Satz - wir haben ihn alle schon tausendmal gehört. Gestern ist nicht mehr zu ändern. Und Morgen kann ich am besten dadurch beeinflussen, indem ich aus dem Jetzt das beste mache! Wenn ich mir also wünsche, dass es morgen schön wird, dann sollte ich mich um Heute kümmern. Und vielleicht muss ich mich ja gar nicht kümmern. Vielleicht ist heute schon schön und dann darf ich nicht den Fehler machen zu meinen, ich könnte mich heute schon um morgen kümmern, sondern dann sollte ich genießen. Das fehlt mir so oft: Dass ich mich zurücklehne und das Glück genieße. Dass ich ruhig werde und darauf vertraue, dass ich mir tausend Szenarien ausmalen kann, wie es morgen sein wird. Das Schicksal ist kreativ und hat Humor. Das Schicksal hat oft einen ganz seltsamen Humor. Und so wird keines der tausend Szenarien eintreffen, sondern das Schicksal wird eine weitere, eine ganz andere Variante für mich bereithalten! Das macht mich machtlos, aber nicht glücklos. Das Glück ist jetzt. Und so möchte ich Schilder an die Türen hängen, auf denen geschrieben steht, dass die Abteilung für Zukunft und Vergangenes zum Ende des Monats schließt. Erinnerungen werden im Archiv gespeichert, das ist auch gut so. Aber all diese Gedanken, die sich so sehr mit der Vergangenheit oder Zukunft beschäftigen...

Was wäre, wenn ich damals hätte?

Wie stelle ich es an, dass ich morgen wieder der Mensch bin, der ich früher schon mal war, aber heute nicht mehr bin?

...die brauche ich nicht!

Lasst uns, die wir uns so oft den Kopf darüber zerbrechen, was wir gestern anders und morgen besser hätten machen sollen können, dankbar für das Glück sein, das wir haben! Gedanken nicht zu denken ist die Königsdisziplin, ich weiß. Aber ich möchte es so sehr versuchen. Nicht morgen. Jetzt!

Diese überflüssige Abteilung für Zukunft und Vergangenes in meinem Kopf zu schließen und dann umzubauen. Ich möchte eine Lounge in meinem Kopf haben! Eine gemütliche Lounge, in die ich mich immer mal wieder zurückziehen kann, um dann zu genießen. Einfach nur das Glück genießen, denn es ist da. Jetzt.

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