Freitag, 20. Dezember 2013
Liebes Gedächtnis, ich möchte dir danken...
Ich war 15 Jahre alt. Die Familie hatte immer sonntags einen Familientag und an jenem Sonntag haben wir ein Persönlichkeitsspiel gespielt. Unter Anderem wurde mir die Frage gestellt, wovor ich am meisten Angst hätte. Die Antwort, die ich dann darauf gab, verblüfft mich heute selbst noch ein bisschen: "Am meisten Angst habe ich davor, dass meine Freundin mal vor mir stirbt."
Ich war 15! Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gar keine Freundin und meine erste dann mit 20...
Die Antwort beschreibt mich ungewöhnlich gut - auch heute noch. Nicht nur, w a s ich antwortete, sondern auch die Art und Weise, wie ich auf eine solche Frage reagiere. Aber wie komme ich dabei eigentlich auf das Gedächtnis? Ich bin der Meinung, wir sollten uns öfter klarmachen, was wir unserem Gedächtnis alles zu verdanken haben! Ja, wir sollten es feiern!

Unser Leben besteht aus Erinnerungen. Und wenn ich meinem Gedächtnis "Danke" sagen möchte, dann meine ich natürlich die schönen Erinnerungen und all' die wertvollen Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen mit besonderen Menschen! Und wie im Beispiel oben manchmal auch ein Moment, in dem wir uns selbst überraschen. Ich habe nicht nur davor Angst, dass meine Lebenspartnerin vor mir stirbt, sondern auch davor, dass ich eines Tages mein Gedächtnis verliere! Allein an solch ein Szenario zu denken, gibt mir ein Gefühl davon, wie wahnsinnig schwierig es wäre, ohne all' die Dinge, die mich als Menschen ja auch ausmachen, weiterleben zu müssen: Ohne meine Erinnerungen, Erfahrungen, Erlebnisse und besondere Momente...

Mein größtes Hobby ist das Schauspiel. Nicht nur zum Textlernen ist auch da das Gedächtnis ein unverzichtbarer "Partner": Um mich in eine Situation hineinzuversetzen, brauche ich die Erinnerung an ähnliche Situationen und die Begegnungen mit anderen Menschen, die im Gedächtnis bleiben.

Danke von Herzen, liebes Gedächtnis für diese Erinnerungen und auch danke, liebes Schicksal für die zahlreichen Begegnungen mit wunderbaren Menschen!

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Montag, 4. November 2013
Das Leben ist 'ne Zugfahrt
Wie viele Vergleiche mit dem Leben gibt es eigentlich? Unzählige: Life is a rollercoaster. Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Das Leben ist ein Spiel. Das ganze Leben ist ein Quiz. Usw.
Wir wissen auch, was das Leben nicht ist: Das Leben ist kein Zuckerschlecken und schon gar kein Ponyhof!
Wenn ich persönlich darüber nachdenke, mit welchem Bild das Leben am besten beschrieben werden kann, dann ist es eine Zugfahrt. Die Geschwindigkeit ist unterschiedlich. Manchmal rast das Leben wie ein ICE und manchmal kommt man sich vor wie in einer alten Bummelbahn. Das Leben hat viele Haltestellen. Manche Menschen steigen ein. Menschen, die wir neu kennenlernen und uns auf unserer Zugfahrt durchs Leben ein Stück begleiten. Andere Menschen steigen aus und verlassen uns. Manchmal wissen wir schon, dass eine Person an der nächsten Haltestelle aussteigen wird, aber meistens steht sie einfach auf und verlässt den Zug, ohne sich vorher zu verabschieden. Der Lebenszug hält nur einmal an jedem Bahnhof und kehrt nicht wieder zurück. Und wenn wir meinen, eine Person ist nach vielen Jahren wieder hinzugestiegen, so war sie in Wirklichkeit nur in einem anderen Teil des Zuges. Der Zug hat keinen Rückwärtsgang, denn das Leben verläuft immer nur vorwärts und an den Haltestellen bleiben die meisten Menschen sitzen. Begleiten uns weiter auf unserer Fahrt.

Dieses Bild vom Leben als eine Zugfahrt erzählt noch mehr: Der Zug besteht aus einzelnen Abteilen. Irgendwo vorne im Zug sitze ich selbst und um mich herum meine engsten Vetrauten, also die Personen, mit denen ich schon lange gemeinsam unterwegs bin. Dann gibt es Abteile, in denen sich die Menschen befinden, die ich nur ab und zu treffe. Und ganz hinten im Zug sitzt mein leiblicher Vater. Er ist eigentlich Teil meines Lebens und doch gibt es keinen Kontakt. Er sitzt so weit weg von mir und den Menschen um mich herum, dass er nichts von mir und meinem Leben weiß und ich nicht von ihm und doch fährt er mit.
Ich kann mich frei in diesem Zug bewegen und manchmal schaffe ich es vielleicht sogar, den Zug selbst zu steuern. Natürlich ist die Richtung vorgegeben, sodass das Leben in gewissen Bahnen läuft, aber ich komme immer wieder auch zu Weichen, an denen ich entscheiden kann, wohin die Reise führt - aber eben nur dann, wenn ich selbst den Zug unter Kontrolle habe. Häufig sind es andere Dinge, die den Verlauf meiner Lebensreise bestimmen. Dann sitze ich nur im Zug und lasse mich leiten. Dann bin ich aber auch mehr unter Menschen und weniger mit mir selbst beschäftigt. In den letzten Jahren hat es mit Sicherheit auch Streckenabschnitte gegeben, bei denen meine frühere Freundin das Steuer meines Zuges in ihren Händen hielt. Nicht aus böser Absicht heraus, sondern weil ich sie ließ!

Wohin geht die Reise? Welche Haltestellen werden als nächstes angefahren? Wer wird einsteigen? Wer wird aussteigen? Ich bin sehr froh darüber, dass meine frühere Freundin nicht ausgestiegen ist, sondern lediglich mir das Steuer wieder überlassen hat. Ich bin sehr froh darüber, dass sie mich auf meiner Zugfahrt weiterhin begleitet. Nicht mehr als
m e i n e Freundin, aber als e i n e Freundin. Und glaubt mir, es ist mehr verloren gegangen als nur ein Buchstabe!? Die gemeinsamen Jahre unserer Beziehung haben nicht nur mich, sondern auch die Zugfahrt geprägt. Ich bin durch wundervolle Landschaften gefahren und es war eine große Freude, aus dem Fenster zu schauen. In den letzten Wochen fahre ich mehr durch eine Art Industriegebiet. Es riecht nach Baustelle, wenn man das Fenster öffnet und die Luft scheint etwas schmutzig zu sein.
Der Zug des Lebens fährt manchmal durch einen Tunnel. Dann ist es dunkel und wir erkennen nicht, wohin es geht. Wir schauen aus dem Fenster und sehen nichts als uns selbst. Wir werden nicht abgelenkt durch idyllische Landschaften oder schneebedeckte Berge, sondern wir haben Zeit, uns selbst und die Menschen um uns herum zu betrachten. Bin ich gut vorbereitet auf das, was nach dem Tunnel kommen wird? Habe ich die richtigen Menschen bei mir, die im Zweifel auch die Notbremse ziehen würden?
"Am Ende des Tunnels kommt das Licht", sagt man.

Was aber, wenn es Nacht ist?

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Sonntag, 3. November 2013
Warum es Streit gibt...
Was ich nicht mag: Krieg, Drogen, Streit. Na, wer von euch erinnert sich noch an die "Freunde-Bücher"?
Aber ist Streit denn wirklich so eine schlimme Sache? Lasst mich mal zwei Aspekte beleuchten, die ich persönlich mit Streit verbinde:

Ist es nicht so, dass wir oft gerade mit den Menschen streiten, die uns nahe stehen? Andere sind uns doch egal! Was sollten wir uns mit denen herumstreiten? Nein, es geht doch um Meinungsverschiedenheiten. Es geht darum, meine Sichtweise zu einer Sache zu vertreten und wenn ich mir das klar mache, dann ist doch Streit nichts Negatives!? Ganz im Gegenteil: Streit bedeutet, nicht immer klein bei geben ("Oh mein Gott, wie schreibt man das? Das sieht ja mal völlig behämmert aus!"), sondern das auszusprechen, was man gerade fühlt und das ist wichtig. Streit bedeutet auch, keine Angst davor zu haben, wenn ich meinem Gegenüber offenbare, was ich gerade fühle. Es hat oftmals auch viel mit Ehrlichkeit zu tun. Natürlich ist dort, wo gestritten wird, immer auch negative Energie. Natürlich werden böse Blicke ausgetauscht und Worte an den Kopf geworfen, die man im Nachhinein bereut.

Aber was folgt? Was folgt auf einen Streit?
Meiner Meinung nach das schönste, was es gibt:

V E R S Ö H N U N G !

Versöhnung gibt es nur dort, wo zwei Menschen sich mögen! Versöhnung ist mehr, als einen anderen nur zu respektieren. Versöhnung heißt, einen Streit zu begraben. Versöhnung ist die Verwandlung negativer in positive Energie.
Wir brauchen Streit. Weil es ohne Streit die schönste Sache auf dieser Welt nicht gäbe:

V E R S Ö H N U N G !

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